Medizintechnik spielerisch erleben

Titelbild: Peter Rigert, Foto von Eveline Beerkircher

Peter Rigert, Projektleitung MINTizin an der PH Luzern, erklärt im Interview, was die Ziele des Lernprojekts «MINTizin» sind und wie das innovative Angebot die Schüler:innen für die Medizintechnik, aber auch für die MINT-Fächer im Allgemeinen begeistert.

Mit dem Projekt «MINTizin» haben Sie Lernangebote für die Volksschule entwickelt, welche die Bedeutung von MINT-Kompetenzen für die Medizin erlebbar machen sollen. Können Sie mir in Ihren Worten erklären, wie solche Lernangebote aussehen?
Im Herzen von «MINTizin» steht die Schaffung eines ausserschulischen Lernorts, an dem Schüler:innen direkt mit der Medizintechnik interagieren können. Unser Ziel ist es, ihnen ein authentisches Erlebnis zu bieten, das die Faszination dieses Felds greifbar macht. In einem ersten Teil können sie selbst Medizinaltechnologien anwenden, beispielsweise ein Ultraschallgerät oder eine Überwachungsstation bedienen. In einem zweiten Teil führen sie in der virtuellen Welt eine Operation durch. Und im dritten Teil gestalten und erfinden sie für ein fiktives Medizintechnikunternehmen den Prototyp für ein neues Medizintechnikprodukt.

Was ist das langfristige Ziel des Projekts?
Langfristig zielt «MINTizin» darauf ab, das interdisziplinäre Potenzial der Medizintechnik als Brücke zwischen Technik, Gesundheit und Bildung zu erforschen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der gendersensiblen Gestaltung der Inhalte, um Mädchen und Jungen gleichermassen zu inspirieren. Ein Kernziel ist die nachhaltige Weckung des Interesses an MINT-Fächern, indem wir die Vielfalt der Berufsfelder in der Medizintechnik aufzeigen und so einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten möchten.

Die Schülerin führt eine Knieoperation im virtuellen Raum durch und begegnet dabei zahlreichen Medizinaltechnologien.
Die Schülerin führt eine Knieoperation im virtuellen Raum durch und begegnet dabei zahlreichen Medizinaltechnologien. Foto von Eveline Beerkircher

Im Herbst 2023 haben Sie die ersten Workshops durchgeführt. Was ist Ihr Zwischenfazit? Wie kamen die Workshops bei den Schüler:innen an?
Die Rückmeldungen sind überaus positiv, auch wenn die offizielle Auswertung der Begleitforschung noch aussteht. Die begeisterten Reaktionen der Schüler:innen sowie das durchweg positive Feedback der Lehrkräfte deuten darauf hin, dass unser Angebot einen Nerv getroffen hat. Diese Resonanz bestärkt uns darin, das Projekt bis Ende des Jahrs weiter zu optimieren und auszubauen.

Was sind die Herausforderungen bei der Konzeption solcher Lernangebote?
Die Entwicklung solch innovativer Lernangebote erfordert ein breites Spektrum an Expertisen und Ressourcen. Dank der Kooperation mit der Hochschule Luzern und der Universität Luzern konnten wir auf ein vielfältiges Netzwerk von Fachleuten zugreifen. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es uns, den Schüler:innen einzigartige und bereichernde Erfahrungen zu bieten, die wir allein nicht hätten realisieren können.

An einem 3d gedruckten Knochen üben die Schüler, wie man an einem gebrochenen Unterarmknochen eine Platte montiert.
An einem 3d gedruckten Knochen üben die Schüler, wie man an einem gebrochenen Unterarmknochen eine Platte montiert. Foto von Eveline Beerkircher

Sie engagieren sich für die MINT-Nachwuchsförderung. Wie sehen Sie die Entwicklung in den letzten Jahren, und was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der MINT-Nachwuchsförderung?
Die MINT-Förderung hat sich meines Erachtens sehr positiv entwickelt. Das Angebot zeichnet sich aus durch eine hohe Vielfalt und viele innovative Initiativen. Ich wünsche mir, dass wir noch verstärkt ein Engineering Mindset in die Schulen tragen können. Es wäre spannend, wenn wir bei den Lernenden die Fähigkeit fördern würden, Probleme wie eine Ingenieurin oder ein Ingenieur anzugehen und zu lösen. Diese Methoden und (Denk-)Werkzeuge wären für die Jugendlichen wertvoll.

Welchen Tipp würden Sie Schüler:innen für die Berufs- und Studienwahl geben?
Auf Basis meines eigenen beruflichen Werdegangs – von einer Lehre als Polymechaniker über das Primarlehrpersonenstudium bis hin zum Fachdidaktikstudium – würde ich Schüler:innen raten, den Fokus weniger auf den ersten Schritt ihrer Karriere zu legen. Vielmehr ist es entscheidend, offen und neugierig für die vielfältigen Möglichkeiten zu bleiben, die sich im Lauf des Berufslebens ergeben.

Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH

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