Fasziniert von Technik und Technologie

Philipp Späti ist CTO bei IBM Schweiz und Vorstandsmitglied bei IngCH. Eigentlich ist er aber vor allem eines, nämlich seit seiner Kindheit fasziniert von Technik und Technologie. Diese Begeisterung versprüht der studierte Elektroingenieur, der nach eigenen Aussagen rückblickend besser in Quantenphysik aufgepasst hätte, auch im Interview mit IngCH.

 

Philipp Späti, wir beginnen doch am besten gleich von vorne. Wie sieht Ihr Werdegang aus?

Mein Kindheitstraum – wie damals von manchen anderen auch – war es, Astronaut zu werden. Das war leider nicht ganz realistisch. Die erste Mondlandung und die Raumfahrt allgemein prägten aber schon früh meine Faszination für Technik und Technologie. Deshalb entschied ich mich nach der Matura in Mendrisio im Kanton Tessin für das Studium zum Elektroingenieur an der ETH Zürich.

Nach dem Studium übte ich den Beruf des Hardware-Elektroingenieurs auch wirklich aus. Ich war bei der Firma Alcatel, heute Alcatel-Lucent, in Zürich tätig, wo ich beispielsweise integrierte Schaltkreise und PCBs für Telekom-Messgeräte entwickelte. Nach fünf Jahren wechselte ich zu IBM Schweiz und somit weg von Hardware hin zu Software. Ich beschäftigte mich nach dem Stellenantritt schon bald intensiv mit der Spezialisierung Richtung Data Warehousing, Business Intelligence und anschliessend Customer Relationship Management Systems und konnte dadurch mein technologisches Wissen erweitern. Nach einigen Jahren wechselte ich in den Presales-Bereich, wo ich immer grössere sowie technologisch gesehen anspruchsvollere Projekte im Bereich Banking und Versicherung übernehmen und meine technische Karriere bei IBM Schweiz weiterführen konnte. 2013 wurde ich Distinguished Engineer und schliesslich CTO bei IBM Schweiz. In dieser Funktion als Primus inter Pares des technischen Bereichs von IBM Schweiz versuche ich gemeinsam mit meinem Team, für unsere Kundinnen und Kunden die bestmöglichen Lösungen zu finden, zu designen und zusammen zu implementieren.

Was fasziniert Sie in Ihrer Rolle als CTO am meisten an Ihrem Beruf?

Da ist natürlich immer noch die Faszination für Technologie, für neue Themen und dafür, wie man Probleme mit neuen Technologien besser lösen kann. Ich bin vom Mindset her (immer noch) Ingenieur. Ich mag es, mit bestehenden oder neuen Bausteinen Probleme zu lösen. Ich bin in dem Sinn nicht ein Erfinder, aber ein Innovator. Ich schaue, was bereits besteht, und suche nach der besten Lösung oder der Optimierung. Für mich ist das eigentlich das Interessante an meinem Beruf. Ich versuche, diesen Enthusiasmus für Technologie und Innovation auch an mein Team weiterzugeben und es dafür zu motivieren.

Sie haben vom Kindheitstraum, Astronaut zu werden, erzählt. Sie scheinen aber heute mit Ihrer Berufswahl doch zufrieden zu sein?

Ich würde dieselbe Wahl wieder treffen, für mich ist mein Beruf das Richtige. Für die Art und Weise, wie ich heute arbeite, war das Elektroingenieurstudium die optimale Grundlage, um in der heutigen Welt Innovationen vorwärtszubringen und Technologien zu implementieren. Wenn ich aber zu meinen Studienzeiten gewusst hätte, in welche Richtung die Entwicklungen heute gehen, hätte ich besser in Quantenphysik aufgepasst. Mit dem aufkommenden Quantencomputer ist das eine ganz wichtige Grundlage. Jetzt muss ich halt noch etwas nachholen (lacht).

Das konnte man ja damals nicht ahnen! Angenommen, jemand möchte in Ihre Fussstapfen treten und auch ein Elektroingenieurstudium abschliessen. Welche Interessen und Eigenschaften sollte man grundsätzlich dafür mitbringen?

Grundsätzlich – und das gilt jetzt nicht nur für ein Ingenieurstudium – Neugier, Spass an Neuem, Spass an der Zusammenarbeit im Team und Spass am Lernen, denn man hat das ganze Leben nie ausgelernt. Heutzutage kommt alle sechs Monate etwas Neues, und nach drei Jahren ist das heutige Wissen alt. Darum sollte man Spass daran haben, zu lernen, sich zu verändern und sich weiterzuentwickeln. Sokrates hat schon gesagt: «Je mehr ich weiss, umso mehr weiss ich, dass ich nicht(s) weiss.» Genau das erlebt man während und nach dem Studium. Umso wichtiger ist es, Begeisterung für das zu haben, was man täglich macht. Die Richtung, die man ganz am Anfang einschlägt, ist deshalb nicht das Massgebende. Ich finde, dass junge Personen vielmehr eine Richtung wählen sollten, die sie begeistert und ihnen Spass macht.

IBM Schweiz engagiert sich seit längerer Zeit mit der Mitgliedschaft bei IngCH für die Nachwuchsförderung im MINT-Bereich. Was sind die Hauptgründe für dieses Engagement?

Ein Grund ist, dass IBM Schweiz der Arbeitsplatz Schweiz wichtig ist. Wir sehen uns als und sind eine Schweizer Firma. Wir sind seit über 90 Jahren in der Schweiz präsent und seit über 65 Jahren mit IBM Research Zurich in der Forschung in der Schweiz tätig. Uns ist es wichtig, einerseits den Standort Schweiz zu stärken und andererseits unseren Standort mit entsprechenden Talenten zu besetzen. In diesem Sinn interessiert uns unsere eigene Nachwuchsförderung. Aber IBM Schweiz lebt natürlich auch vom Werkplatz Schweiz. Darum ist es für uns auch wichtig, dass das ganze Ökosystem und die Industrie mit guten Skills ausgestattet sind und wachsen können.

Wie gestaltet sich bei Ihnen die Suche nach neuen Mitarbeitenden? Ist es eine Herausforderung?

Im Moment ist es eine grosse Herausforderung. Es ist wirklich schwierig, neue Fachkräfte zu finden. Aus diesem Grund haben wir verschiedene Programme lanciert, um junge Menschen bereits während des Studiums bei IBM zu integrieren. Das Programm nennt sich Master at IBM oder Bachelor at IBM. Studierende können berufsbegleitend ihr Studium machen und gleichzeitig bei uns arbeiten und so unsere Technologien, Produkte und Arbeitsmethoden kennenlernen. Nach dem Abschluss haben sie die Möglichkeit, nahtlos in die Berufswelt überzugehen und bei IBM einzusteigen. Diese Programme sind sehr wertvoll. Sie helfen uns auch, im stetigen Austausch mit den Universitäten zu sein. Die Programme reichen aber leider immer noch nicht, um alle Stellen mit den nötigen Fachkräften zu besetzen.

 

Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH

 

 

 

 

 

 

 

 

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