Prof. Dr. Susanne Metzger

«MINT begleitet uns alltäglich, oft unbemerkt»

Prof. Dr. Susanne Metzger ist Stellvertretende Direktorin des Instituts für Bildungswissenschaften (IBW), einem Institut der Universität Basel, das von der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) und der Universität Basel gemeinsam finanziert und geführt wird. In ihrer Funktion beschäftigt sich die Physikerin intensiv mit Fachdidaktik, wobei ihr Fokus auf der Erforschung und der Vermittlung von MINT-Phänomenen liegt. Seit der Fusion von NaTech Education mit IngCH Engineers Shape our Future im November 2023 ist sie Mitglied im Vorstand von IngCH MINT for our future. Ihre Faszination und ihr Enthusiasmus für die MINT-Bildung und Nachwuchsförderung begeistern auch im Interview mit IngFlash. Im Video erklärt sie unter anderem, welche Aspekte für eine erfolgreiche Nachwuchsförderung beachtet werden sollten, weshalb sie sich als MINT-Multiplikatorin engagiert und gibt uns einen Einblick in ihre aktuellen Projekte.

 

Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH


"Jugend hackt"Event

JUGEND HACKT

Bei «Jugend hackt» tüfteln die jugendlichen Teilnehmer:innen in Begleitung technisch versierter Mentor:innen und mit Hilfe von Open-Source-Anwendungen sowie offenen Daten an Prototypen und digitalen Werkzeugen für eine bessere Gesellschaft. Dabei geht es um mehr als das reine Erlernen einer Programmiersprache und, damit verbunden, die Förderung des Programmier-Nachwuchses. Vielmehr werden die technischen Fähigkeiten von jungen Menschen zwischen 12 und 18 Jahren gefördert mit dem Ziel, durch die Umsetzung ihrer Projekte die Welt zu verbessern. Unterstützt von versierten Mentor:innen entwickeln die Jugendlichen digitale Werkzeuge, Prototypen und Konzepte für eine bessere Zukunft. Dabei werden sie im verantwortungsbewussten Umgang mit Technik bestärkt, um damit Lösungen für gesellschaftspolitische Fragen und Herausforderungen zu finden.

Der Event startet am Freitagnachmittag, 14. Juni um 16:00 in der Bitwäscherei in Zürich, inkl. Übernachtung im Pfadiheim Kilchberg und Präsentation der Werke am Sonntagnachmittag, 16. Juni, in der Bitwäscherei.

Die Teilnahme ist kostenlos. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Bei Bedarf werden die An- und Rückreisekosten bis CHF 75.00 zurückerstattet. Die Anzahl Teilnehmende ist beschränkt.

Mehr Informationen finden Sie hier.

Impressionen des letzten Events 2023:


Die Technik- und Informatikwochen zu Besuch beim OR-X und der Universitätsklinik Balgrist

Die Technik- und Informatikwochen zu Besuch beim OR-X und der Universitätsklinik Balgrist

Die Schüler:innen der Kantonsschule Alpenquai durften im Rahmen der Technik- und Informatikwoche einen einmaligen Einblick in den OR-X, das Translationale Zentrum für chirurgische Forschung und Lehre der Universitätsklinik Balgrist, werfen.

Die jungen Erwachsenen konnten bei vier Stationen mitwirken:

  • Augmented Reality in der Medizin, by Augmedi
  • 3D Druck / preoperative Planung
  • Simulator Bauchspiegelung
  • Chirurgische Naht lernen

Wie die Workshops genau aussahen, sehen Sie im Video:

Gerade die aktive Arbeiten gefielen den Schüler:innen sehr gut. Nachfolgend finden Sie einige Rückmeldungen aus der Klasse zu dem Besuch:

  • "Wirklich grossartig, der praktische Parkour war echt toll."
  • "Dass wir selber die Trainings durchführen durften, war sehr spannend und aufregend. Ich wollte schon immer mal lernen, wie man eine Wunde zunäht."
  • "Es war genial, viele coole Workshops und Erlebnisse".

«Wir brauchen Leute, die Neues kreieren»

Prof. Dr. Christina Colberg leitet den Fachbereich Natur-, Human- und Gesellschaftswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Neben ihrer Haupttätigkeit doziert sie an der ETH Zürich am Departement Umweltsystemwissenschaften und ist seit der Fusion mit NaTech Education Vorstandsmitglied bei IngCH. Die studierte Chemikerin und promovierte Atmosphärenwissenschaftlerin ist der Überzeugung, dass wir MINT-Fachkräfte benötigen, um die grossen Probleme unserer Gesellschaft anzugehen. Im Interview erzählt sie, was ihre Tätigkeit bereichert, weshalb es das Wort Alltag bei ihr kaum gibt und was ihre Wünsche und Ziele als Multiplikatorin im MINT-Bereich sind.

 

Frau Colberg, Sie leiten seit 2004 den Fachbereich Natur-, Human- und Gesellschaftswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Was genau beinhaltet diese Aufgabe?

Der Kernauftrag eines solchen Fachbereichs einer Pädagogischen Hochschule ist ein vierfacher Leistungsauftrag. Wir machen Lehre für unsere Studierenden, sprich für angehende Lehrpersonen. Wir bieten Weiterbildungen und Dienstleistungen für Lehrpersonen an und machen Forschung. Als Fachbereichsleitung bin ich für die Kolleg:innen innerhalb dieses Fachbereichs auf Kindergartenunterstufe (KGU) und Primarstufe (PS) verantwortlich. Der Bereich Sekundarstufe 1 und 2 wird von meiner Kollegin Nicole Schwery geleitet. Die Studierenden absolvieren bei uns die inhaltliche und fachdidaktische Ausbildung zum Fach Natur, Mensch und Gesellschaft. Dieses breit ausgerichtete Fach beinhaltet einerseits naturwissenschaftliche Aspekte, die meine Beheimatung sind, aber andererseits auch Geografie, Geschichte, Ethik und Religion und vieles mehr. In der Zwischenzeit bin ich verhältnismässig wenig in der Lehre tätig. Ich leite aber ab und zu Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrpersonen und bin neben der gesamten Koordination und den Managementaufgaben in verschiedene Forschungsprojekte involviert.

Können Sie mir zum Forschungsbereich mehr erzählen?

Die Forschung an Pädagogischen Hochschulen beinhaltet zwei Bereiche: den bildungs- und erziehungswissenschaftlichen Bereich, also Lehren und Lernen, und den fachdidaktischen Bereich, in welchem fachspezifische Fragestellungen untersucht werden. Die fachdidaktische Forschung untersucht, was besonders lernwirksame Settings sind. Und genau in diesem Bereich bin ich aktiv. Wir untersuchen beispielsweise, wie wir die Kluft zwischen Wissen und Handeln im Bereich der Umweltbildung verkleinern können. Normative Aspekte spielen dabei eine grosse Rolle, sodass schliesslich eine Handlung ausgelöst wird. Ein einfaches Beispiel: Wir wissen alle, dass Autofahren nicht umweltfreundlich ist, aber machen es trotzdem. Das Wissen allein ist offensichtlich nicht der Schlüssel zum Erfolg. Ich kann das auch anhand eines unserer Forschungsprojekte darlegen: In einem vergangenen Nationalfonds-Projekt wurden Kinder eine Woche lang zum Thema Klimawandel unterrichtet. Eine Gruppe erhielt den Unterricht im Schulzimmer, die andere Gruppe im Oberengadin. Obwohl die Lernziele identisch waren, zeigte die Untersuchung des Wissenserwerbs keinen Unterschied zwischen drinnen und draussen unterrichteten Kindern. Allerdings war die Motivation zur Handlung, etwas gegen die Klimaerwärmung zu unternehmen, bei den Kindern im Oberengadin grösser. Solche Forschungssettings sind zwar wirkungsvoll, aber auch zeitlich und finanziell sehr aufwendig, da sie die Beteiligung von Schulen, die Durchführung des Unterrichts und entsprechende Messinstrumente erfordern.

Exkursion

Impression aus dem Forschungsprojekt im Oberengadin

Ganz ursprünglich haben Sie Chemie studiert. Warum?

Ich hatte einen tollen Chemielehrer und fand das Fach in der Schule total faszinierend. Ich interessierte mich schon damals für Naturwissenschaften, Chemie bot mir das breiteste Spektrum. Nach Studienbeginn war mir schnell klar, dass viele Chemiestudierende in Deutschland darauf abzielen, als Laborleitung bei grossen Unternehmen zu arbeiten, was nicht meinen Interessen entsprach. Ich entschied mich, mein zweites Studienjahr im Hauptstudium in den USA zu absolvieren, wo ich mich intensiv mit Umweltchemie beschäftigte und feststellte, dass dies meine Leidenschaft ist. Nach meiner Rückkehr begann ich meine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Chemie (Abteilung Atmosphärenchemie). Vor etwa 25 Jahren zog ich dann in die Schweiz, um meine Dissertation an der ETH Zürich im Bereich der Atmosphärenwissenschaften abzuschliessen. Während meiner Zeit an der ETH Zürich erweiterte sich mein Horizont enorm, als ich erkannte, dass die Welt viel mehr zu bieten hat als nur Chemie. Ich entdeckte das Departement für Umweltsystemwissenschaften und realisierte, dass ich gerne Umweltnaturwissenschaften studiert hätte, wenn mir dies als Abiturientin bewusst gewesen wäre.

Sie dozieren nun aber auch an der ETH für die Umweltnaturwissenschaften.

Ja, an der ETH besteht die Möglichkeit für Studierende oder Absolvent:innen der Umweltsystemwissenschaften, eine didaktische Zusatzausbildung zu absolvieren – ähnlich dem höheren Lehramt in den klassischen Naturwissenschaften wie Biologie oder Physik. Allerdings ist diese Ausbildung etwas weniger umfangreich und nicht ausschliesslich für angehende Lehrerinnen und Lehrer an Schulen gedacht. Auch Studierende, die ein Interesse an Umweltbildung haben, können daran teilnehmen. Absolvierende erhalten ein Didaktik-Zertifikat und haben dann die Chance, an höheren Fachschulen, Berufsfachschulen, Fachhochschulen oder bei Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten. Dieses Angebot wird in unserem Departement für Umweltsystemwissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Lehr- und Lernforschung umgesetzt.

In Ihrem Alltag haben Sie also mit Menschen mit verschiedensten Hintergründen und jeglichen Alters zu tun?

Das könnte man so sagen, ja. Selbst mit Kindergartenkindern, wenn ich beispielsweise in der Forschung unterwegs bin. Das erdet einen dann auch, um zu sehen, was in den verschiedenen Altersklassen möglich ist. Ich finde es eine sehr schöne Abwechslung, sowohl an der PH Thurgau in Kreuzlingen als auch an der ETH Zürich tätig zu sein, und mit den unterschiedlichen Studierenden zu arbeiten, ist spannend. Eine klassische Arbeitswoche gibt es bei mir eigentlich nicht, meine Anspruchsgruppen sind sehr vielfältig, was meinen Beruf extrem bereichert. Ich empfinde es als ein Privileg, in einem Bereich arbeiten zu können, wo man sich Gedanken darüber machen kann, wie wir in unserer vernetzten Gesellschaft funktionieren und wie man sowohl bei Lehrpersonen als auch bei Kindern ein Bewusstsein schaffen kann.

Welchen Rat würden Sie jungen Menschen für die Berufs- und Studienwahl geben?

Ich denke, es ist entscheidend, den eigenen Interessen zu folgen und zu erkunden, was einen wirklich interessiert. Besonders für Schülerinnen und Schüler, die nach der Volksschule eine Berufslehre beginnen, hängt viel von den Lehrpersonen ab, die sie bei der Berufswahl begleiten. Auch in den Kantonsschulen ist es nicht viel anders, obwohl dort die akademischen Fächer gut vertreten sind. Aber wie kommt ein junger Mensch dazu, Maschinenbau und nicht Mathematik zu studieren? In diesem Fall sind Technik- und Informatikwochen und weitere Initiativen sehr wichtig, denn sie zeigen Jugendlichen die Vielfalt an Berufsbildern auf.

Was ist Ihr Antreiber, um sich für den MINT-Nachwuchs zu engagieren?

Wir brauchen naturwissenschaftliche und technische Fachkräfte, um unseren Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Ich halte es für entscheidend, dass junge Menschen Ausbildungen in diesen Bereichen verfolgen. Bei komplexen Problemstellungen, wie beispielsweise dem Klimawandel, brauchen wir nicht nur Technologie, sondern auch Menschen, die kreativ denken können. Ich denke auch, dass wir junge Menschen viel mehr über den Kontext und die Erfolgsgeschichten abholen und für den Fachbereich begeistern können. Die positiven Aspekte im Zusammenhang mit der Wissenschaft sollten mehr betont werden. Und ich glaube auch, dass wir insbesondere Frauen mit der Verknüpfung des technischen und naturwissenschaftlichen Bereichs über die Sustainable Development Goals (SDGs) motivieren könnten. Denn schliesslich ist fast jedes Problem, welches mit den Wissenschaften und der Forschung verknüpft ist, von sozialem oder gesellschaftlichem Ursprung.

Springen wir 20 Jahre in die Zukunft: Was ist Ihr Wunsch für den MINT-Bereich in der Schweiz?

Eine Erkenntnis in der Gesellschaft, wie wichtig dieser Bereich insbesondere in seiner Wechselwirkung mit der Gesellschaft ist. Wir brauchen Menschen, die Neues kreieren und somit nachhaltige Innovation schaffen. Wenn das gesellschaftlich verankert wird, dann haben wir mit grosser Wahrscheinlichkeit auch genügend Menschen, die sich den tatsächlichen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Und dann sind wir meiner Meinung nach auf dem richtigen Weg.

Video-Impressionen aus dem Forschungsprojekt im Oberengadin:

Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH


Medizintechnik spielerisch erleben

Titelbild: Peter Rigert, Foto von Eveline Beerkircher

Peter Rigert, Projektleitung MINTizin an der PH Luzern, erklärt im Interview, was die Ziele des Lernprojekts «MINTizin» sind und wie das innovative Angebot die Schüler:innen für die Medizintechnik, aber auch für die MINT-Fächer im Allgemeinen begeistert.

Mit dem Projekt «MINTizin» haben Sie Lernangebote für die Volksschule entwickelt, welche die Bedeutung von MINT-Kompetenzen für die Medizin erlebbar machen sollen. Können Sie mir in Ihren Worten erklären, wie solche Lernangebote aussehen?
Im Herzen von «MINTizin» steht die Schaffung eines ausserschulischen Lernorts, an dem Schüler:innen direkt mit der Medizintechnik interagieren können. Unser Ziel ist es, ihnen ein authentisches Erlebnis zu bieten, das die Faszination dieses Felds greifbar macht. In einem ersten Teil können sie selbst Medizinaltechnologien anwenden, beispielsweise ein Ultraschallgerät oder eine Überwachungsstation bedienen. In einem zweiten Teil führen sie in der virtuellen Welt eine Operation durch. Und im dritten Teil gestalten und erfinden sie für ein fiktives Medizintechnikunternehmen den Prototyp für ein neues Medizintechnikprodukt.

Was ist das langfristige Ziel des Projekts?
Langfristig zielt «MINTizin» darauf ab, das interdisziplinäre Potenzial der Medizintechnik als Brücke zwischen Technik, Gesundheit und Bildung zu erforschen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der gendersensiblen Gestaltung der Inhalte, um Mädchen und Jungen gleichermassen zu inspirieren. Ein Kernziel ist die nachhaltige Weckung des Interesses an MINT-Fächern, indem wir die Vielfalt der Berufsfelder in der Medizintechnik aufzeigen und so einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten möchten.

Die Schülerin führt eine Knieoperation im virtuellen Raum durch und begegnet dabei zahlreichen Medizinaltechnologien.
Die Schülerin führt eine Knieoperation im virtuellen Raum durch und begegnet dabei zahlreichen Medizinaltechnologien. Foto von Eveline Beerkircher

Im Herbst 2023 haben Sie die ersten Workshops durchgeführt. Was ist Ihr Zwischenfazit? Wie kamen die Workshops bei den Schüler:innen an?
Die Rückmeldungen sind überaus positiv, auch wenn die offizielle Auswertung der Begleitforschung noch aussteht. Die begeisterten Reaktionen der Schüler:innen sowie das durchweg positive Feedback der Lehrkräfte deuten darauf hin, dass unser Angebot einen Nerv getroffen hat. Diese Resonanz bestärkt uns darin, das Projekt bis Ende des Jahrs weiter zu optimieren und auszubauen.

Was sind die Herausforderungen bei der Konzeption solcher Lernangebote?
Die Entwicklung solch innovativer Lernangebote erfordert ein breites Spektrum an Expertisen und Ressourcen. Dank der Kooperation mit der Hochschule Luzern und der Universität Luzern konnten wir auf ein vielfältiges Netzwerk von Fachleuten zugreifen. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es uns, den Schüler:innen einzigartige und bereichernde Erfahrungen zu bieten, die wir allein nicht hätten realisieren können.

An einem 3d gedruckten Knochen üben die Schüler, wie man an einem gebrochenen Unterarmknochen eine Platte montiert.
An einem 3d gedruckten Knochen üben die Schüler, wie man an einem gebrochenen Unterarmknochen eine Platte montiert. Foto von Eveline Beerkircher

Sie engagieren sich für die MINT-Nachwuchsförderung. Wie sehen Sie die Entwicklung in den letzten Jahren, und was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der MINT-Nachwuchsförderung?
Die MINT-Förderung hat sich meines Erachtens sehr positiv entwickelt. Das Angebot zeichnet sich aus durch eine hohe Vielfalt und viele innovative Initiativen. Ich wünsche mir, dass wir noch verstärkt ein Engineering Mindset in die Schulen tragen können. Es wäre spannend, wenn wir bei den Lernenden die Fähigkeit fördern würden, Probleme wie eine Ingenieurin oder ein Ingenieur anzugehen und zu lösen. Diese Methoden und (Denk-)Werkzeuge wären für die Jugendlichen wertvoll.

Welchen Tipp würden Sie Schüler:innen für die Berufs- und Studienwahl geben?
Auf Basis meines eigenen beruflichen Werdegangs – von einer Lehre als Polymechaniker über das Primarlehrpersonenstudium bis hin zum Fachdidaktikstudium – würde ich Schüler:innen raten, den Fokus weniger auf den ersten Schritt ihrer Karriere zu legen. Vielmehr ist es entscheidend, offen und neugierig für die vielfältigen Möglichkeiten zu bleiben, die sich im Lauf des Berufslebens ergeben.

Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH


Erneute Kostengutsprache für die Meitli-Technik-Tage

Erneute Kostengutsprache für die Meitli-Technik-Tage

IngCH organisiert zusammen mit verschiedenen Unternehmen seit über 20 Jahre Meitli-Technik-Tage. Die Schnuppertage werden von den IngCH-Mitgliedern finanziert. Zusätzlich wird das Projekt seit 2020 von dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) unterstützt. Unser Antrag auf Verlängerung der Finanzhilfe um weitere drei Jahre wurde nun angenommen.

Dank der Unterstützung des EBG konnte IngCH das Projekt entsprechend weiterausbauen. Unterdessen finden jährlich rund zwölf Meitli-Technik-Tage bei zehn unterschiedlichen Firmen statt. Pro Jahr nehmen über 200 Schülerinnen teil.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei den IngCH-Mitgliedern, den beteiligten Unternehmen, beim EBG und allen Lehrpersonen, die das Projekt ermöglichen, bedanken. Wir freuen uns auf viele weitere spannende Technik-Tage.

Meitli-Technik-Tag
Meitli-Technik-Tag bei Feller AG

Klimawandel

Le Valais, un laboratoire idéal pour étudier le changement climatique

Auteur: Jan Overney
Source: EPFL

Plongée dans la crise climatique avec Jérôme Chappellaz, scientifique de l’environnement et directeur académique d’ALPOLE à l’EPFL.

Pour faire face au réchauffement de la planète, la politique, l’industrie et le monde académique devront développer de nouveaux modes de collaboration innovants. C’est ce que pense Jérôme Chappellaz, responsable de la chaire Ferring Pharmaceuticals Margaretha Kamprad en sciences de l’environnement à l’EPFL. Le directeur académique d’ALPOLE (le centre de recherche alpine et polaire de l’EPFL à Sion), considère le canton du Valais comme un laboratoire idéal pour étudier les impacts de la diminution des glaciers alpins et les solutions pour y remédier. Nous l’avons rencontré pour partager ses préoccupations et ses espoirs pour l’avenir, en Suisse et dans le monde.
Graphique glaciers
En deux ans, les glaciers suisses ont perdu 10% de leur volume. Les modèles scientifiques prédisent une poursuite de cette fonte brutale si rien n'est entrepris. Découvrez, à travers l'infographie, à quoi pourraient ressembler les glaciers suisses d'ici 2100. © 2024 EPFL / Emphase

Jérôme Chappellaz, y aura-t-il encore de la glace en Suisse en 2100 ?

Cela dépend de la quantité de gaz à effet de serre que nous émettrons dans l’atmosphère. Si nous stabilisons nos émissions et limitons le réchauffement à l’objectif de 1,5 °C fixé lors de la COP21 à Paris, alors environ la moitié des glaciers de montagne disparaîtront. Si nous continuons à émettre 40 milliards de tonnes de CO₂ par an, de nombreuses chaînes de montagnes, dont les Alpes, ne seront plus couvertes de glace. La période qui s’étend d’aujourd’hui à 2100 est une microtranche d’histoire. Ce que nous émettons aujourd’hui dans l’atmosphère y restera longtemps. Le système climatique a une inertie considérable : les glaciers du Groenland et de l’Antarctique ne sont pas encore en phase avec l’atmosphère actuelle. Ces systèmes sont lents et peuvent mettre des décennies, des siècles, voire des millénaires à réagir.
Quel serait l’impact concret d’une Suisse sans neige ni glace ?
L’impact le plus évident est symbolique. Les Suisses sont habitués aux paysages alpins couverts de neige et de glace. Or les vallées sans glaciers deviendront largement dominantes. De manière plus pratique, nos réserves d’eau glaciaire hivernale ne seront plus disponibles pour alimenter les activités humaines telles que l’agriculture au printemps et en été.
Ne pourrions-nous pas construire davantage de barrages ?
Oui, mais il se peut que nous ayons déjà atteint une limite en termes de vallées appropriées. De plus, le changement climatique n’affecte pas seulement la cryosphère : il modifie également le régime des précipitations. En Suisse occidentale, nous devrions assister à une diminution des précipitations estivales, une augmentation des événements pluvieux extrêmes et des sécheresses plus longues et plus intenses.
Diriez-vous qu’il est trop tard pour inverser la tendance ?
2023 pourrait être la première année où les températures moyennes mondiales dépassent de 1,5 °C les niveaux préindustriels. Certes, il ne s’agit que d’une seule année. Mais l’objectif est fixé pour 2100 ! Sachant que les trajectoires des émissions de gaz à effet de serre ne vont pas en diminuant. Même pendant le COVID, les émissions mondiales de CO₂ n’ont diminué que de 5%, malgré de graves ralentissements économiques et des limitations des déplacements. Voilà qui remet les choses en perspective.
Jérôme Chappellaz
Jérôme Chappellaz © Jean-Yves Vitoux, Institut polaire français IPEV
Il est donc difficile d’être optimiste.
Selon la métaphore du Titanic, où les passagers sont les citoyens, nous, scientifiques, sommes les vigies qui remarquent l’iceberg. Tant que les capitaines — nos gouvernements et les acteurs économiques fortunés — continueront à débattre pour savoir qui est le plus puissant et quelle musique doit être jouée dans la salle de bal, il n’y a aucune raison pour que nous ne heurtions pas l’iceberg.
Comment pouvons-nous être sûrs que l’humain est responsable du réchauffement observé ?
La science qui sous-tend l’effet de serre est bien connue. Le premier à avoir anticipé son existence, en 1824, était le célèbre mathématicien français Joseph Fourier. En 1861, l’Irlandais John Tyndall a mesuré l’absorption de l’énergie infrarouge par la vapeur d’eau et le gaz carbonique. Puis, en 1896, le Suédois Svante Arrhenius a calculé l’évolution de la température de surface. Il a été le premier à montrer que si l’on doublait la quantité de CO₂ dans l’atmosphère, la température moyenne de la terre augmenterait de 3 degrés.
Cette relation est toujours valable aujourd’hui.
Oui, mais cela ne veut pas dire que nous savons tout. Par exemple, comment l’excès de chaleur qui reste sur Terre est-il transformé, et à quelle vitesse ? Les glaciers de l’Antarctique et du Groenland perdent de plus en plus de masse, mais nous ne savons pas encore dans quelle mesure ni quand des points de rupture pourraient être atteints. Si les langues glaciaires flottantes se rompent, nous pourrions assister à une augmentation importante du niveau de la mer. Ces processus sont en cours, dans les glaciers antarctiques de Pine Island et celui qu’on appelle « le glacier de l’Apocalypse », le glacier de Thwaites. Il a un potentiel de faire monter le niveau des mers de 15 mètres.
Que répondez-vous à ceux qui affirment que le climat a toujours changé ?
C’est un faux débat. La question est : à quelle vitesse et avec quelle amplitude ce réchauffement se produit-il ? Et quelle est la capacité de l’humanité à s’adapter à ces changements ? Au cours de ce siècle, la température pourrait changer de 5 °C. Débuté il y a 20’000 ans, le dernier grand réchauffement naturel d’une telle amplitude a mis 10’000 ans à se produire. À l’époque, nous vivions en petites tribus mobiles qui pouvaient se déplacer vers de meilleurs environnements. Aujourd’hui, où pouvons-nous aller ?
Au cours de vos expéditions, vous avez observé des transformations majeures aux pôles. Pouvez-vous nous donner des exemples ?
En Antarctique, le plus grand changement a été la chaleur. La station antarctique française située à -67 degrés de latitude sud a connu des pluies en 2014, 2017 et l’année dernière. Et lorsqu’il pleut sur les poussins de manchots, dont la fourrure n’est pas imperméable, ils meurent de froid. À la station polaire franco-allemande du Svalbard, les chercheurs avaient l’habitude de traverser le fjord en skidoo en hiver. Aujourd’hui, ce n’est plus possible, car le fjord ne gèle plus. Les espèces de poissons de l’Atlantique Nord rentrent en compétition avec celles de l’Arctique. Cela a également un impact sur les populations humaines indigènes.
Quelles sont les solutions possibles ?
Réduire les émissions de gaz à effet de serre ! La géo-ingénierie pourrait aussi apporter des solutions en réduisant directement les niveaux de CO₂ dans l’atmosphère. Mais à l’EPFL comme ailleurs, on en est vraiment au stade du test de laboratoire. Et même lorsqu’il y a une percée scientifique, il faut des décennies pour mettre à l’échelle les solutions pour un déploiement dans le monde réel. Jusqu’à présent, nous n’avons pas trouvé de solution miracle.
Les preuves sont accablantes, et pourtant les sondages suggèrent que le climatoscepticisme est en hausse. Pourquoi ?
À mon avis, cela revient à notre réflexe naturel de déni. Lorsqu’on se sent impuissant, on se convainc que le problème n’est pas aussi grave qu’il n'y paraît. C’est un instinct de survie. Il serait intéressant que des chercheurs en sciences sociales nous donnent les clés de ce qui s’est passé au cours des quatre dernières décennies, depuis la publication du premier rapport du GIEC en 1990. Ce premier rapport indiquait qu’il était « probable » que l’activité humaine soit à l’origine du réchauffement climatique. Aujourd’hui, il est « certain ». Des sceptiques, y compris de grands groupes industriels, se sont appuyés sur les premières conclusions pour soutenir que la science n’est pas encore établie. Cela jette le doute sur les résultats scientifiques.
Quelle serait une façon saine de gérer la situation ?
La plupart des gens comprennent la situation, mais se sentent impuissants. Ils comprennent que se retirer dans une grotte et vivre en ermites ne changerait rien. Alors, faut-il terminer la vodka et danser notre dernière danse ? Bien sûr que non. Nous avons une responsabilité intergénérationnelle. Comment les descendants jugeront-ils les actions de leurs parents et grands-parents ?
Vous êtes le directeur académique d’ALPOLE, le centre de recherche alpine et polaire de l’EPFL. Quel rôle le centre doit-il jouer ?
L’expertise d’ALPOLE couvre les phénomènes alpins de haute altitude jusqu’aux régions polaires, comportant des aspects physiques, chimiques et biologiques. Cette richesse nous permet de jeter des ponts entre les unités concernées. De plus, en Valais, nous disposons d’un terrain de jeu expérimental idéal.
Le défi consiste à motiver les chercheurs en sciences fondamentales à contribuer à des solutions pratiques. Nous devons créer une sorte de laboratoire local pour tester des idées bénéfiques pour la communauté locale avec des entreprises, des producteurs d’énergie et des politiciens. Je sens en Valais un désir d’évoluer au-delà du ski, du tourisme et du vin pour devenir un fer de lance de l’innovation scientifique pour s’adapter au changement climatique.
En supposant que nous parvenions à trouver un moyen de gérer les défis qui nous attendent, où voyez-vous les germes de cette solution aujourd’hui ?
On en voit dans nos universités. Les étudiants disent clairement qu’ils ne veulent pas seulement être d’excellents ingénieurs doués en mathématiques et en robotique, mais qu’ils cherchent aussi à donner un sens à leur vie professionnelle en s’appuyant sur les défis planétaires. Pour eux, les entreprises qui gagnent des millions tout en ayant un impact négatif sur l’eau, les ressources naturelles et la paix sociale ne sont plus acceptables. C’est là que des écoles comme l’EPFL doivent prendre les choses en main. Nous marchons sur une corde raide. Si nous formons des ingénieurs pour développer les technologies du futur, nous devons aussi cultiver la responsabilité chez nos futurs scientifiques. Les deux ne sont pas incompatibles.

Ein gefundenes Rehkitz

«Eine Rehkitzrettung ist einfach ein gigantisches Erlebnis!»

Titelbild: Ein gefundenes Rehkitz, Foto von Daniel Rimann, Rehkitzrettung Schweiz

Bruno Holliger ist Vorstandsmitglied im gemeinnützigen Verein Rehkitzrettung Schweiz und leitet das Ressort Forschung und Technik. Ebenfalls unterstützt er in seiner Funktion das Ressort Ausbildung, welches vom Ausbildungsverantwortlichen Alain Marti geführt wird. Allein in diesem Jahr lassen sich 160 Personen aus der ganzen Schweiz jeglichen Alters und mit verschiedenen beruflichen Hintergründen zu Drohnenpilot:innen ausbilden. Gemeinsam mit den weiteren Helfer:innen, Landwirt:innen und Jäger:innen verbindet sie ein Ziel: möglichst viele Rehkitze vor der Mähmaschine retten. Bruno Holliger erzählt im Interview, was für ein gigantisches Gefühl eine Rehkitzrettung auslöst und wie viel technisches Know-how, Organisationsgeschick und Flexibilität hinter den Kulissen des Vereins stecken.


Bruno Holliger, wie sind Sie zu Ihrem Engagement bei der Rehkitzrettung Schweiz gekommen? 
Ich hatte mir 2018 aus Jux eine Drohne gekauft, und das Fliegen hat mir echt Spass gemacht. Nach einiger Zeit recherchierte ich, was ich Sinnvolles mit dem neuen Hobby machen könnte, und bin dann auf die Rehkitzrettung gestossen. Damals waren gerade mal 25 Personen im Verein Rehkitzrettung Schweiz, und es gab noch keine Drohnen mit integrierter Wärmebildkamera, sondern man musste die eigene Drohne selber aufrüsten. An der Generalversammlung meldete ich mich spontan ohne grössere Hintergedanken als neues Vorstandsmitglied – und das, ohne zu diesem Zeitpunkt jemals ein Rehkitz mit eigenen Augen gesehen zu haben (lacht). Mit einem Jäger aus Winterthur startete ich 2019 offiziell meine erste Saison.

Können Sie mir etwas über die Entwicklung der Rehkitzrettung Schweiz erzählen?
Wir zählen Stand Februar 2024 929 Vereinsmitglieder und zirka 678 aktive Pilot:innen. In den letzten Jahren sind wir exponentiell gewachsen. Wir sind jedes Jahr über diesen riesigen Zuwachs überrascht und rechnen immer wieder damit, dass sich der Verein nicht in diesem Tempo weiterentwickelt. Und doch bilden wir dieses Jahr 160 neue Drohnenpilot:innen für die Rettung aus. Darüber sind wir sehr dankbar. Gerade das letzte Jahr war extrem herausfordernd. Aufgrund des Wetters war einerseits das Zeitfenster zum Mähen kurz – viele Landwirt:innen mussten zur gleichen Zeit mähen. Andererseits warteten die Rehgeissen mit dem Setzen des Nachwuchses, sodass es gerade im Mähfenster besonders viele Rehkitze gab. Die Zeit war für uns entsprechend intensiv, aber auch erfolgreich: Mit 531 Teams konnten wir an über 5000 Einsatztagen 6064 Rehkitze retten.
Wichtig ist für uns aber, dass die Rehkitzsuche grössenunabhängig ohne finanzielle Konsequenzen für den Jäger oder die Landwirtin bleibt. Wir sind ein ehrenamtlicher Verein oder besser gesagt ein riesiges Projekt mit vielen freiwilligen Helfer:innen.
Die Entwicklung der Rehkitzrettung Schweiz in Zahlen
Die Entwicklung der Rehkitzrettung Schweiz in Zahlen (Rehkitzrettung Schweiz, 2023)
Wie sieht der Ablauf einer Rehkitzrettung aus? Wer ist daran beteiligt?

Die Rettung beginnt damit, dass sich die Landwirtin bei der für das Gebiet zuständigen Jagd meldet und sie über die Mähplanung informiert. Der Jäger meldet sich dann bei seiner Drohnenpilotin und klärt ab, ob sie den Einsatz übernehmen kann. Am Rettungstag sind immer mindestens zwei Personen vor Ort: ein Jäger und eine Drohnenpilotin. Die Suche beginnt früh am Morgen auf dem Feld, teilweise sogar schon in der Nacht, da die Sonne die Suche mit der Wärmebildkamera erheblich erschwert oder sogar verunmöglicht. Die Pilotin fliegt als Erstes mit der Drohne, welche mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist, die Wegpunkte ab. Die Wegpunkte hat sie zuvor bereits eingelesen und eventuell auch schon einmal abgeflogen, etwa am Tag vor der Rettung. Je nach Objektiv der Kamera kann beispielsweise die Flughöhe variieren, die auch mit den Wegpunkten festgelegt wurde. Meist liegt die Höhe zwischen 60 und 70 Metern. Das Abfliegen kann je nach Feldgrösse unterschiedlich lange dauern, für eine Hektare etwa zwei bis drei Minuten. Gleichzeitig kontrolliert der Jäger, ob er auf dem Wärmebild etwas Auffälliges erkennen kann. Erscheint ein gelber Punkt im Bild, liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Rehkitz im Gras, und der Fund wird markiert. Jetzt beginnt der aufwendigere Teil der Suche: Die Pilotin leitet den Jäger über Funk zu der auffälligen Stelle. Das Rehkitz wird mit einer Harasse gesichert oder weg vom Feld zur Mutter gebracht. Meistens befinden sich Zwillinge oder mehrere Kitze im Feld. Ist also das erste Kitz gefunden und gerettet worden, wird die Suche nach weiteren fortgesetzt. Sobald sich das Team sicher ist, dass sich kein Rehkitz mehr auf dem Feld befindet, kann die Landwirtin mähen. Und für unsere Retter:innen geht es weiter zum nächsten Feld. Pro Einsatz kann es sein, dass man bis zu 20 Felder absucht, dann aber meist mit einem grösseren Team von vier oder fünf Personen.

*Anmerkung der Redaktion: Zur Erhaltung der Lesbarkeit wurde jeweils eine Geschlechtsform des entsprechenden Berufs gewählt. Beide Geschlechter können gleichermassen für die jeweiligen Berufe in Betracht gezogen werden.

Ein gefundenes Rehkitz wird mit einer Harasse geschützt

Ein gefundenes Rehkitz wird mit einer Harasse geschützt, Foto von Thomas Christen, Rehkitzrettung Schweiz

Was sind die grössten Herausforderungen bei der Suche?
Unsere Rettungsteams müssen sehr flexibel sein, damit die Suchorganisation funktioniert. Je nach Wetter kann es zu spontanen Einsätzen kommen. Abhängig vom Beruf finden diese vor der eigentlichen Arbeit statt. Die Tage sind also entsprechend lang und mit wenig Schlaf zu meistern. Ausserdem dauern die Einsätze über mehrere Wochen, bis alle Felder gemäht werden konnten. Pro Einsatz sind meistens mehrere Felder abzusuchen, das kann herausfordernd und kräftezehrend sein. Doch das Erlebnis, bei einer solchen Rettung dabei zu sein, überdeckt die Müdigkeit, denn es ist einfach ein gigantisches Erlebnis. Und man erlebt die schönsten Sonnenaufgänge.

Sonnenaufgang
Sonnenaufgang, Foto von Christian Bühler, Rehkitzrettung Schweiz
Und wie sieht es im Hinblick auf die Drohnentechnologie aus? 

Eine Herausforderung stellen die sich ändernden Gesetze und Bestimmungen dar. Seit Januar 2023 gilt die neue EASA-Drohnenregulierung der EU, die beispielsweise vorgibt, dass bei Bestandsdrohnen ein Abstand von 150 Metern zu bewohnten Gebieten eingehalten werden muss. Gerade in urbanen Gegenden sind Felder nahe am Siedlungsgebiet vorzufinden, die wir folglich ohne neue Drohnen, die über eine entsprechende Zertifizierung verfügen, nicht mehr abfliegen durften. Deshalb suchten wir mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt eine mögliche Lösung. Das Bundesamt verfeinerte daraufhin die Regelung und hielt fest, dass das Fliegen im Umkreis von 100 Metern zum Siedlungsgebiet, sofern sich darin nicht eine Personenansammlung von mehr als zehn Personen befindet, trotzdem erlaubt bleibt. Das war für uns ein riesiger Segen, da wir so auch mit den Bestandsdrohnen in urbanen Gegenden weiterfliegen können. Eine weitere Herausforderung ist das negative Image von Drohnen: Sie machen Lärm und stören uns Menschen in der Privatsphäre. Bei unseren Schulungen achten wir darauf, dass wir die angehenden Drohnenpilot:innen darauf sensibilisieren, möglichst niemanden zu stören. In dieser Hinsicht ist die Rehkitzrettung ein super Anwendungsfall für den Einsatz von Drohen, nämlich für die Tierrettung. Und dazu kommt noch: Diese Rehkitze sind einfach wahnsinnig süss (lacht).


Wie verläuft die Ausbildung als Drohnenpilot:in bei der Rehkitzrettung Schweiz?

Wenn die Rettung losgeht, ist es wichtig, dass die Pilot:innen die Abläufe kennen und sich schon im Vorfeld mit ihrer Drohne auseinandergesetzt haben, sodass sie beispielsweise einen Wegpunkteflug ohne grössere Schwierigkeiten programmieren und abfliegen können. Deshalb gibt es eine Theorieprüfung und eine praktische Prüfung. Die vorhergehende Ausbildung ist in acht Module unterteilt. Ziel dabei ist es, die Drohne besser kennenzulernen. Neben diesen acht Modulen bieten wir auch Einführungstage für Personen an, die zuvor noch keine Berührung mit Drohnen hatten und an diesem Tag zum ersten Mal fliegen. Das ist immer toll, zu sehen, wie der erste Flug die Begeisterung bei den Teilnehmer:innen weckt. Die weiteren Module bestehen neben Praxistagen auch aus E-Learnings oder Webinaren, zum Beispiel über die Grundlagen der Jagd oder das Luftrecht in der Schweiz. Dazu haben wir ein Portal mit Kursübersichten, welches wir während der Pandemie aufgebaut hatten und nun weiterhin sehr stark nutzen. So können wir die Praxistage vollumfänglich für die Drohnenflüge nutzen.

Über Bruno Holliger:  Bruno Holliger ist seit 2018 als Vorstandsmitglied von Rehkitzrettung Schweiz für das Ressort Forschung und Technik zuständig. Der gelernte Kaufmann absolvierte an der Hochschule für Technik in Zürich ein Informatikstudium und arbeitet in der Informatikbranche.

Im August 2024 finden kostenlose Informationsveranstaltungen von der Rehkitzrettung Schweiz statt. Mehr Informationen finden Sie unter https://www.rehkitzrettung.ch.


Interview: Nathalie Künzli, Projektleiterin IngCH


Dashboard zur Entwicklung an Universitäten und Fachhochschulen 

Dashboard zur Entwicklung an Universitäten und Fachhochschulen

Unser Dashboard wurde aktualisiert und liefert nun die neusten Zahlen über die Entwicklungen an universitären Hochschulen und Fachhochschulen. Die folgenden Kategorien können direkt über das Dashboard ausgewiesen werden:

  • Allgemeine Entwicklung
  • Eintritte
  • Abschlüsse
  • Vergleich FH / Uni
  • Frauenanteile
  • Ausländeranteile

CYBATHLON-Wettbewerb - Innovative Lösungen für technische Armprothesen gesucht!

CYBATHLON-Wettbewerb - Innovative Lösungen für technische Armprothesen gesucht!

Im Rahmen der dritten Ausgabe des CYBATHLON wurde ein spannender Wettbewerb ins Leben gerufen, der die Möglichkeit bietet, kreativen Ideen zu präsentieren und innovative Lösungen für die Herausforderungen von technischen Armprothesen zu entwickeln. Gemeinsam mit unseren Botschafter:innen Gina Rühl und Michel Fornasier werdet ihr die Möglichkeit haben, eure Ideen in die Realität umzusetzen.

Was kommt auf die Teilnehmenden zu?
Spannende Unterrichtsmodule für Primar- und Sekundarstufe, die durch den Design-Thinking-Prozess führen. Die Chance, eigene kreative Lösungen zu entwickeln und sie auf einem Poster und als Prototypen zu präsentieren. Die Möglichkeit, Innovationen am CYBATHLON 2024 in der stimo arena in Kloten zu präsentieren und damit Teil eines einzigartigen Events zu werden.

Neben einem kostenlosen Ticket für den CYBATHLON im Oktober, ermöglicht EKZ, die entstandenen Ideen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Es gibt attraktive Preise zu gewinnen. Eine Jury aus Expert:innen wird die besten Poster auswählen und die Gewinnerklassen erhalten attraktive Preise. Zum Beispiel einen Tag im Makerspace der ETH Zürich.

Anmeldung und Teilnahme
Es ist ganz einfach! Für die Module anmelden, Ideen entwickeln und ein Poster, eine Skizze oder Bilder von einem Prototyp bis zum 30. Juni 2024 hier einreichen.
Weitere Informationen und Anmeldung:
Für Fragen und Anmeldungen kontaktieren Sie school@cybathlon.com.


Privacy Preference Center